Die Löwen sind los in Neuhausen ob Eck. Dirk Bautz, Spielertrainer bei den neu gegründeten Newtown Lions, spricht über den Reiz der Sportart American Football und warum sein Team Neuzugänge willkommen heißt. Ein interessantes Interview von Südkurier Reporter Ingo Feiertag mit Dirk Bautz. Der Reporter plant übrigens nächstes Frühjahr einen Selbstversuch im Rahmen eines Probetrainings in Neuhausen über das dann auch wieder ausführlich im Südkurier berichtet werden soll. Nach dem Fernsehbericht in Regio-TV scheinen unsere Footballer bei der Presse richtig einen Stein im Brett zu haben.

 

 

Herr Bautz, wie kommt es, dass sich gerade in Neuhausen ob Eck die erste Football-Mannschaft am westlichen Bodensee gegründet hat?

Das war mehr oder weniger Zufall: Vor ein paar Jahren haben sich einige Jugendliche aus dem Ort getroffen, um in einer ehemaligen Kneipe, dem Löwen, den Superbowl zu schauen. Später haben sie auf dem Sportplatz des TSV angefangen, selber ein bisschen zu spielen. Das waren damals sechs bis acht Leute. Inzwischen sind wir eine offizielle Abteilung des Vereins mit 30 Spielern, aufgeteilt in Jugend und Erwachsene. Wir haben uns dann Lions genannt, Löwen, nach der Kneipe, in der alles begann.

Sie waren damals noch nicht dabei. Wie wurden Sie auf das Team aufmerksam?

Ich bin in Neuhausen aufgewachsen, meine Mutter wohnt noch dort, die ich ab und an besuche. Ein ehemaliger Schulkamerad hat mir gesagt, dass sie noch einen Trainer suchen. Ich bin hingefahren, um mir das anzugucken. Das war im März. Seitdem bin ich der Spielertrainer. Ich fahre zweimal die Woche von meinem Wohnort Bad Waldsee hin, und es wird stetig mehr.

Woher rührt Ihre Begeisterung für American Football?

Ich habe als Schüler einen einmonatigen Austausch mitgemacht und war an einer Highschool in der Nähe von Seattle. Da hat es mir so gut gefallen, dass meine Gastfamilie meinte, ich sollte doch für ein ganzes Jahr bleiben. Das habe ich dann auch gemacht. Das war 1987/88. Damals habe ich in der Football-Mannschaft der Schule zweimal mittrainiert. In Deutschland, habe ich dann für die Ravensburg Razorbacks gespielt, danach in Fürstenfeldbruck und bei den Danube Hammers.

Was fasziniert Sie an dieser Sportart?

Zum einen war es etwas völlig Neues für mich, ich hatte bis dahin Leichtathletik gemacht und Fußball gespielt. Football sieht aus wie ein brutaler Haudrauf-Sport, hat aber viel mehr. Es setzt ein gewisses taktisches und strategisches Denken voraus. Jeder einzelne Spieler hat eine Aufgabe, und wenn ein Rädchen nicht ins andere greift, funktioniert das ganze System nicht. Es kommt also mehr auf den Teamgeist an als bei anderen Sportarten, wie zum Beispiel Fußball.

In den vergangenen Jahren bekam American Football immer beim Saisonfinale, dem Superbowl, größere Aufmerksamkeit in Deutschland. Nun werden wöchentlich Livespiele der Profiliga NFL auch hierzulande mit stetig steigenden Einschaltquoten übertragen. Profitieren Sie von diesem Boom?

Natürlich. Man merkt, dass American Football in Deutschland im Kommen ist und das Interesse immer mehr wächst. Auch wir werden sicherlich wieder ein Public Viewing zum nächsten Superbowl machen. Football funktioniert aber auch als aktiv ausgeübte Sportart in Deutschland. Es gibt einen Ligabetrieb, und in der Bundesliga kommen bis zu 5000 Zuschauer zu den Spielen.

Gute Voraussetzungen also. Wo aber sind Ihre Probleme?

Eine Football-Mannschaft aufzubauen, kostet viel Geld: Beitritt zum Verband, Trainingsgeräte, Ausrüstung. Das alles ist sehr kostenintensiv, wir haben schon eine mittlere vierstellige Summe investiert und sind ständig auf der Suche nach Sponsoren. Bis Ende Juni haben wir ohne Ausrüstung trainiert, seitdem sind die meisten Jungs versorgt. Sie haben alles selbst gekauft. Ein Starterpaket kostet etwa 350 bis 400 Euro. Helm, Pad, Jersey, Mundschutz, gepolsterte Hose. Um unsere Kasse etwas aufzubessern, verkaufen wir T-Shirts und Handtücher mit unserem Logo drauf und machen Helfer bei Vereinsfesten.

Wann ist der Einstieg in den Ligabetrieb geplant?

Das steht noch nicht fest. Vielleicht können wir schon nächsten Herbst die ersten Freundschaftsspiele austragen, wenn wir genügend Leute haben.

Und bis dahin versuchen Sie weiter, aus blutigen Anfängern ein Football-Team zu schmieden?

Ganz genau. Interessierte Neue sind bei uns immer sehr willkommen, natürlich gerne mit kräftiger Statur. Wir haben ein Plakat, auf dem steht: Wer als Kind in den Zaubertrank gefallen ist, ist herzlich willkommen. Wir trainieren Montag und Mittwoch von 19.15 Uhr bis 21.15 Uhr. Noch sind wir draußen, so lange der Boden nicht gefroren ist. Dann geht es in die Halle. Ich kann nur an alle appellieren: einfach mal kommen, zuschauen und eine oder zwei Trainingseinheiten mitmachen. Wir haben im Moment in fast jedem Training einen Neuen dabei. Das Schöne ist ja: Im American Football gibt es so viele Positionen, da ist für jeden Typ Mensch eine dabei.

Fragen: Ingo Feiertag

Zur Person
Dirk Bautz ist 47 Jahre alt und Spielertrainer in der neu gegründeten Football-Mannschaft Newtown Lions aus Neuhausen ob Eck. Der Software-Entwickler eines großen Logistikunternehmens wohnt in Bad Waldsee und arbeitet in Kempten. Der verheiratete Vater von drei Töchtern hat American Football vor 30 Jahren während eines Schul-Austauschjahres kennengelernt und spielte anschließend selbst auf den Positionen Linebacker und Safety. Football-Interessierte können sich per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder per Telefon unter 0173/6696454 melden.